Fast zwei Jahre, nachdem ich die Dilly-Dally gekauft hatte, segelten wir zurück nach Marmaris, um das Rigg checken zu lassen. In der Zwischenzeit habe ich viel an dem Boot verändert und einiges investiert. Neue Segel, Davits, Sonnenkollektoren, Beiboot und Außenborder, einen moderner Kartenplotter plus AIS, ich habe die langweiligen blauen Bimini-, Sprayhood- und Cockpitkissen gegen neue fancy graue ausgetauscht. Trotzdem war ich misstrauisch gegenüber dem Rigg. Der Vorbesitzer, der nur anderthalb Jahre lang auf der Dilly-Dally segelte, wusste nicht, wann sie das letzte Mal gewechselt oder zumindest überprüft wurden. Und im Allgemeinen heißt es, dass das stehende und laufende Gut alle zehn bis fünfzehn Jahre gewechselt, oder zumindest gewartet werden sollte. Okay, das sagen zumindest die Versicherungen. Aber in den vergangenen Wochen hatte ich einige neuere Yachten gesehen, fünf bis acht Jahre alt, die Schäden an der Takelage aufwiesen. Ich möchte mich beim Segeln sicher fühlen, besonders auf unseren geplanten langen Passagen. Deshalb haben wir Mustafa von Moss Rigging gebeten, Dilly-Dally zu überprüfen. Es stellte sich heraus, was ich erwartet hatte: Dilly-Dally segelte wahrscheinlich noch mit dem ersten Satz Wanten. Immerhin gab es keinerlei Schäden an dem massiven Selden-Mast, der wie eine starke Eiche in den Himmel ragt. Da ich nun schon mal die Wanten und Spanner tauschen wollte, wechselte ich auch gleich noch sämtliche Fallen und Schoten, die im Laufe der Jahre unter der Sonne der Türkei und dem Salz des Mittelmeeres gelitten hatten. Insgesamt kommen da mal schnell 200 Meter zusammen.
Weil die Bordkasse da schon arg gebeutelt war, kam es auf ein paar Euro mehr oder weniger auch nicht an. Und so ließen wir auch noch alle sieben Wünschen warten und säubern (seit ich beim Strandsegeln einmal eine Winsch gereinigt hatte und sie beim Zusammensetzen wie ein Puzzle vor mir lag, das für mich unmöglich zusammenzusetzen war, habe ich einen gehörigen Respekt vor der Arbeit) - und auch das Furlingsystem des Rollgroß verdiente ein wenig Aufmerksamkeit. Wie sich herausstellte, waren auch die Winschen seit Längerem nicht mehr fachmännisch behandelt worden. Das verwendete Fett (offensichtlich kein Marine-Fett) klebte wie Kaugummi auf den Zahnrädern. Da die großen, zweigängigen 52er Lewmar-Winschen pro Stück um die 3500 Euro kosten, waren die Kosten für die Reinigung Peanuts. Außerdem ließ sich Arzum in die Kunst des Zerlegens (und wieder Zusammensetzen) der Winschen einweisen, deren Innenleben ein bisschen an das Uhrwerke einer Schweizer Uhr erinnert.
Alles in allem ein nicht ganz günstiger Trip. Aber meiner Meinung nach eine gute Investition. Schließlich gilt: Safety first!. Besonders, wenn man auf einem Segelboot lebt.
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Janina und Basti (Dienstag, 30 Juni 2020 21:36)
Wir sind seit 12 Tagen in Istanbul und freuen uns über deine eindrucksvollen Berichte. LG