Nächster Schritt: Türkische "Residentship"

Langsam wird es Herbst. Kalendarisch sowieso, aber auch hier werden die Nächte kühler. Allerdings noch nicht so kühl, dass ich jemals eine lange Hose hätte anziehen müssen. Also Jammern auf sehr hohem Niveau. Aber auch in Kaş wird es langsam leerer, einige Restaurants haben bereits geschlossen, in der Marina wandern immer mehr Yachten an Land. Zeit für mich, endlich einmal den nächsten Schritt in Angriff zu nehmen: die türkische „Residentship“. Mit dem einfachen Touristenvisum darf man nur drei Monate bleiben, das ganze maximal zwei Mal im Jahr. Also nicht mehr als 180 Tage. Zu wenig für mich. 

Das Prozedere ist erstaunlich einfach. Man kann den Antrag online ausfüllen, sogar das Passbild hochladen - und natürlich bezahlen. Trotzdem bin ich dankbar, dass mir Marina-Manager Tuncay geholfen hat, denn es sind nicht wenige Angaben, die man tätigen muss. Zwar hatte mir meine private Krankenversicherung in Deutschland bestätigt, dass sie auch in der Türkei für anfallende Kosten aufkommt (auch bei einem Daueraufenthalt), allerdings reicht das den Behörden vor Ort nicht. Ich brauche eine private türkische Krankenversicherung für Ausländer. Sofort griff Tuncay zum Telefon, rief bei einer Agentur in Kaş an, erklärte den Fall, erkundigte sich nach dem Preis. „Sie wissen Bescheid, Du kannst hinfahren“, sagte er. „Vergiss Deinen Ausweis nicht!", sagte er noch. "Und der Preis?“, fragte ich etwas ängstlich. Ich sah mein mir gesetztes Budget zusammen mit der Sonne im Meer untergehen. Immerhin ist die deutsche Krankenversicherung im Moment der größte Posten an Ausgaben, den ich mit mir rumschleppe (etwa 500 Euro im Monat). „Ungefähr 360 Türkische Lira“, sagte Tuncay. Das entspricht beim aktuellen Tageskurs 59,22 Euro. Damit kann ich leben. Tuncay lacht. „Im Jahr!“
Das Büro, in das ich wenig später in der Altstadt gehe, liegt in einer kleinen Gasse. Neben der Tür hängt ein blaues Schild mit weißer Aufschrift - und es ist mir wohl bekannt: „Allianz“ steht darauf. Die Mitarbeiterin spricht perfektes Deutsch, hilft beim Ausfüllen des Antrags und belastet sogar ihre Kreditkarte mit der Jahresgebühr, da die Versicherung die Summe vorab haben will, und es von einem türkische Konto wesentlich schneller geht. Ich bin - wieder mal - baff ob der Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Leute hier. Natürlich gebe ich ihr das Geld sofort zurück.
Mit der Versicherungspolice in der Hand kehre ich zurück in Tuncays Büro, der sich sofort wieder meinem Antrag widmet. Beim Bezahlen des Langzeit-Visums gibt es zunächst wieder ein Problem mit meiner Kreditkarte, da das System, so schaut es zunächst aus, nur türkische Kreditkarten akzeptiert. „Don’t worry“, sagt Tuncay, und zückt sofort seine Kreditkarte. Aber auch die verschmäht das System, wahrscheinlich, weil sie nicht auf meinen Namen läuft. Ein Pop-up-Fenster verrät, die Überprüfung würde einige Minuten in Anspruch nehmen - mindestens zehn. Ich gehe zurück zur Dilly-Dally, kaum angekommen, steht ein Mitarbeiter der Marina am Heck. Ob ich noch einmal in das Hafenbüro kommen könnte. Tuncay hat mittlerweile einen Weg gefunden, wie doch die deutsche Kreditkarte akzeptiert wird.
Der Antrag auf „Residentship“ ist gestellt, die Gebühr (insgesamt 503 Türkische Lira, entspricht 83 Euro) ist bezahlt. Das einzige Problem: Beim Erstantrag muss man die Dokumente persönlich abholen, sich vorstellen. „Interview“ wird das ganze genannt. Noch bis vor kurzem gab es ein Büro in Kaş, das wurde aber geschlossen, also muss ich in die nächste größere Stadt: Die Touri-Hochburg Kemer, kurz vor Antalya. Gut zwei Autostunden entfernt. Der Termin kann online vereinbart werden. Nächsten Donnerstag, 16.30 Uhr, habe ich hoffentlich meine türkische „Residentship". Lars, ein guter Freund aus Hamburg, der gerade zu Besuch ist, hat einen Leihwagen. Von daher wird es eine nette Landpartie werden. Inschallah. 
Derweil genieße ich den türkischen Herbst. Ist nicht soooo schlecht. Siehe Video unten.

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Kommentare: 1
  • #1

    Magic Flute (Mittwoch, 05 Dezember 2018 14:22)

    Vielen Dank für diese wertvolle Information

    Lukas